CSD Bochum oder Enschede? (29. Juni 2024)
Zum CSD in Bochum waren wir mit ein paar Freunden verabredet. Pavlos kündigte an, mit Eddie und Philip zu kommen. Mary wohnte dort um die Ecke und versprach, spontan dazu zu stoßen. Jacqueline und Marion waren sich noch unsicher. Christel hatte sich nicht dazu geäußert.
Laut Wetterbericht sollte es ein sonniger warmer Tag werden, daher suchte ich mir ein luftiges Outfit zusammen: Meine Netzstrumpfhose in Regenbogenfarben, die ich beim CSD in Recklinghausen bei einer Tombola gewonnen hatte, meinen schwarzen Minirock mit daran befestigten Hosenträgern (oder sind es dann Rockträger?) sowie ein weißes T-Shirt mit einem Aufdruck wie aus einer Enzyklopädie, Stichwort "Minirock", und ein paar erläuternden Worten dazu. Wer sich das alles durchlesen möchte, muss dabei die ganze Zeit auf meine Brüste starren.😳
Am Tag zuvor hatte meine Frau bereits eine Tönung auf meine Haare aufgetragen, um meine nachwachsenden grauen Stellen zu kaschieren. Ich werde ja auch nicht jünger. Und heute brachte sie meine eingelegten Locken, die ich über Nach wie ein Hausmütterchen unter einer Kopfhaube geschützt habe, noch mehr in Form.
Ich musste mich nur noch anziehen und schminken, da ereilte uns die Nachricht, dass der CSD abgesagt worden sei. Stattdessen gab es den Aufruf zur Demo gegen die AfD in Essen. Das hatten wir schon ein paar Monate vorher in Dortmund gemacht. Und gegen eine (noch) legale Partei zu demonstrieren bringt nicht viel, solange sie weiterhin gewählt wird.
Auf soviel Politik und auf Essen hatten wir keine Lust. Minas nächster wichtiger Termin dort war der 3. August 2024. Stattdessen zogen wir in Erwägung, die eigentlich für Sonntag geplante Aktivität vorzuziehen und nach Enschede zum Shoppen zu fahren.
Allerdings hatten wir wegen Pavlos ein schlechtes Gewissen. Ursprünglich hatte er uns für heute eingeladen, seinen Namenstag bei sich zuhause zu feiern. Als ich ihm schrieb, dass wir zum CSD wollten, hatte er spontan Eddie und Philip dazu bringen können, ihn dorthin zu begleiten. Klar, jetzt wo der CSD abgesagt wurde, hätten wir auch zu ihm fahren können. Aber ehrlich gesagt hatten wir keine große Lust, den schönen Tag auf der Wiese hinter einem Mehrfamilienhaus zu verbringen. Daher luden wir ihn ein, stattdessen mit uns zu kommen.
Er willigte sofort ein. Er hatte kein Auto, nicht viel Geld und nur wenig Möglichkeiten, andere Städte zu besuchen. Daher nahm er diese Gelegenheit gerne wahr. Für unseren Shopping-Trip zu dritt mit Hund wählte ich dann aber doch ein anderes, dezenteres Outfit: ein altweißer knielanger Rock, ein pfirsichfarbenes T-Shirt und dazu farblich passende Keilsandaletten mit einer transparenten Feinstrumpfhose.
Noch fix geschminkt sowie die Handtasche gepackt, und wir düsten los. Wir holten Pavlos in der Nähe eines Sportplatzes in Dortmund-Huckarde ab, wo er heute Mittag war. Dann ging es weiter bis nach Enschede, mit einer kurzen Pause an einem Geldautomaten.
Der Tag verlief soweit ganz nett, obwohl ich weit weniger Gelegenheiten zum Shoppen hatte, als mir lieb war. Ein Grund dafür war unsere kleine Spitzdame, die während der langen Autofahrt wie immer friedlich geschlafen hatte und jetzt voller Bewegungsdrang war und lieber Gassi gehen wollte, was wir abseits der Fußgängerzone taten.
Pavlos meinte irgendwann, ich solle mal nach Schwulenbars in der Gegend suchen. Ich fand drei auf Google Maps. Ein Laden existierte nicht mehr (wir waren da). Ein anderer machte erst um 22 Uhr auf. Der dritte war das Café Stonewall und ein echter Glückstreffer. Über die Bequemlichkeit der Stühle draußen hatten wir zwar unterschiedliche Meinungen, aber ansonsten gab es nichts zu meckern. Der Kellner war überaus freundlich und mit einem zwei niederländischen Männern hatten wir sogar ein kurzes, aber nettes Gespräch über die EM. Sie drückten Deutschland die Daumen.🥅⚽🏃🏽
Wir blieben etwa eine Stunde und waren sehr überrascht, als Pavlos am Ende darauf bestand, die Rechnung für uns alle zu übernehmen. Irgendwie hatte er es geschafft, am Ende des Monats doch noch Geld übrig zu haben.🤔
Anschließend machten wir uns auf den Heimweg. Kurz vor dem Ziel fragte Pavlos, ob wir noch kurz am Rastplatz Kirchlinde halten könnten, wie er es schon mal mit mir gemacht hatte. Er meinte, er würde gerne eine Zigarette rauchen, aber ich erzählte meiner Frau, was er mir kurz nach Ostern erzählt hatte. Wir hielten an und ich führte unsere Hündin eine Zigarettenlänge lang Gassi während Pavlos sich umschaute, aber nichts interessantes entdeckte.
Wir fuhren weiter und brachten Pavlos nach Hause. Wir wären mit ihm ja noch etwas essen gegangen, mussten aber auch an unser Kind denken. Bevor wir nach Hause fuhren, besuchten wir noch einen kleinen Supermarkt auf dem Weg, um ein paar Lebensmittel einzukaufen.
Ende (vorläufig 😉)