Mina K.
Zwischen zwei Welten

48. Besuch im Burgtorclub

27. September 2025

Rabea hatte in unserer WhatsApp-Gruppe geschrieben, dass am Samstag mal wieder Oldies-Night im Bahnhof Langendreer war. Ich wollte dort schon seit längerem hin, aber irgendwas kam immer dazwischen. Doch nicht heute. Meine Frau und ich verabredeten mit Rabea, vorher noch gemeinsam nebenan im la vida Tapas zu essen und sie von zuhause abzuholen, denn sie wollte meiner Frau noch ein Geschenk überreichen.

Nach dem Duschen ließ ich mir für eine schöne Lockenmähne von meiner Frau die Haare einlegen. Mein Outfit bestand aus einer grau/schwarz gemusterten Strumpfhose, einem grauer Jeans-Minirock, einem blauen Glitzer-Oberteil und meine Lieblingsstiefel mit den Stickereien am Schaft.

Um kurz nach 19 Uhr kamen wir bei Rabea an. Wir machten eine kurze Führung durch ihr sehr geschmackvoll eingerichtetes Reihenendhaus und warten anschließend eine Weile, damit sie sich fertig machen konnte. Wenige Minuten später war sie soweit. Doch bevor wir losfuhren, überreichte sie uns den Thermomix ihrer verstorbenen Frau, für den sie keine Verwendung mehr hatte.

Wir packten die große Kiste in den Kofferraum und fuhren los in Richtung Bochum. Als wir ankamen, war vor dem Eingang eine lange Schlange. Außerdem mussten wir ein paar hundert Meter entfernt parken,  so gut war das Event besucht. Aber wir kehrten ja ohnehin erst mal in die Tapas-Bar ein. Wir hatten nicht reserviert und mit viel Glück den letzten freien Tisch bekommen.

Das Essen war ausgezeichnet und nach ein paar kleinen anfänglichen Schwierigkeiten war die Bedienung auch sehr schnell. Nach dem Essen ging ich auf die Toilette. Als ich meine Kabine verließ, sprach mich in der Damentoilette ein junges Mädchen im Alter von etwa 14 oder 15 Jahren auf die hohen Absätze meiner Stiefel an. Wir unterhielten uns kurz, während ich mir die Hände wusch, den Lippenstift nachzog und etwas Parfüm auflegte. Wie sich herausstellte, war sie Trans und übte seit Kurzem das Laufen auf Absätzen. Stolz zeigte sie mir ihre braunen Wildleder-Stiefeletten mit 3 cm Trichterabsatz. Ich wünschte ihr noch einen schönen Abend und ging zurück an unseren Tisch. Als wir das Restaurant verließen, winkte ich ihr kurz zum Abschied. Sie winkte zurück und lächelte freundlich. Nur ihre Eltern schauten etwas skeptisch.😅

Wir sind rüber in die Eventhalle gegangen. Jetzt war keine Schlange mehr vor der Kasse und wir konnten direkt bezahlen und durchgehen. Die nächsten paar Stunden haben wir mit kurzen Unterbrechungen die Tanzfläche unsicher gemacht. Meine Frau und ich haben zwei oder dreimal die Raucherterrasse besucht. Auf dem Damenklo bekam ich von einer Frau mit kurzrasierten Haaren ein Kompliment für meine schicken Stiefel. Rabea hat sich lange und ausgiebig mit einem Mann mit Hut unterhalten und war scheinbar recht angetan von ihm. Ich habe auch ein paar Worte mit ihm gewechselt, aber dann Rabea das Feld überlassen.

Wir blieben bis kurz vor zwei Uhr nachts, denn dann war Feierabend. Auf dem Weg zum Auto fragte ich Rabea noch über den Hutträger aus. Sie fand ihn interessant und wollte ihn an einem der nächsten Abende hier erneut treffen. Aber für heute hatte sie genug. Meine Frau fuhr sie nach Hause und mich in die Innenstadt, denn ich hatte noch Energie.

Es waren mal wieder viele Chaoten und Idioten mit ihren Angeber-Autos auf dem Dortmunder Wall unterwegs. Sie verstopften die Straßen und nervten mit ihrem Gehupe. Damit meine Frau da nicht durchfahren musste, ließ sie mich etwas entfernt vom Burgtorclub aussteigen. Ich ging dann die restlichen Meter zu Fuß und sie fuhr nach Hause.

Türsteher Christian überreichte mir eine Verzehrkarte und ich ging hinein. Es war nicht sehr voll. Elodie stand an der Bar. Ich begrüßte sie, bestellte etwas zu trinken und hing meinen Mantel an die Garderobe. Dann unterhielten wir uns.

Mandy war ebenfalls da und erzählte, dass sie in den vergangenen zwei Wochen sehr oft mit Lisa zusammen war. Sie zeigte mir auf ihrem Handy eine Art selbstgemalten Zettel. Dort stand:

Willst du mit mir gehen?
ja nein vielleicht

Ich fand das total süß und sagte ihr das auch. Außerdem wünschte ich ihr viel Glück.

Dann lernte ich Pia und ihren Mann Frank kennen. Er wollte gerne nach Hause aber sie hatte Spaß und wollte noch bleiben. Die beiden stritten sich. Am Ende fuhr er nach Hause. Sie blieb und klagte mir und Tatjana ihr Leid. Wir setzten unser Gespräch draußen bei einer Zigarette fort. Pia war 52 Jahre alt, Italienerin und ziemlich betrunken, aber total lieb und herzlich. Sie ging nicht oft aus, weil ihr Mann keine Lust darauf hatte. Heute tat er ihr einen Gefallen damit, zumindest bis sie sich gestritten haben. Tatjana und ich sprachen pflichteten ihr bei, dass es okay sei, sich auch mal ohne den Partner zu amüsieren. Pia war uns sehr dankbar für die Unterstützung. Sie drückte und küsste uns unentwegt. Da kam ganz offenbar die Italienerin in ihr raus.🥰

Es war mal wieder ein Abend mit vielen, tiefsinnigen Gesprächen, der wie so oft mit einem letzten Joint im Keller vor den Toiletten endete, weil es bereits zwanzig nach vier war und die Vordertür geschlossen wurde. Ich teilte meinen Joint nicht nur mit Pia, sondern auch mit ein paar anderen Gästen, die ich nicht kannte. Einer stellte sich als Marvin vor und wollte mir für an paar Züge am Joint einen ausgeben, was ich dankend ablehnte. Für das bisschen brauchte er nun wirklich nicht bezahlen.😊

Irgendwann kam Ashley herunter, die heute Thekendienst hatte, um mich und noch jemanden (ich weiß nicht mehr, wen) nach oben zu holen. Wir waren die letzten, die noch nicht bezahlt hatten. Ich ging brav nach oben, um meine Rechnung zu begleichen. Die anderen folgten mir.

Pia wollte mit einem Taxi nach Hause, wusste aber nicht, wo sie eines finden konnte. Ich sagte Mia Bescheid und sie drückte den speziellen Taxirufknopf hinter der Theke. Pia fiel mir erneut um den Hals und bedankte sich. Damit sie das Taxi nicht verpasst, mussten sie vor die Tür warten. Tatjana und ich begleiteten sie. Kurz darauf kam das Taxi. Pia verabschiedete sich von uns und stieg ein.

Tatjana und ich gingen gemeinsam zum Hauptbahnhof. Ihre S-Bahn kam erst in einer halben Stunde und ich leistete ihr solange Gesellschaft. Auf dem Weg unterhielten wir uns mal wieder über das Thema Migranten. Sie war der Meinung, dass Dortmund mittlerweile völlig kaputt sei und sie sich nicht mehr traut, irgendwo alleine entlang zu laufen. Ich erwiderte, dass es so schlimm nicht sei und dass ich bei allen Begegnungen mit unseren eingewanderten Gästen bisher keine wirklichen negativen Erfahrungen gemacht habe, von ein paar dummen Anmachsprüchen mal abgesehen.

Wir wussten voneinander, dass wir diesbezüglich recht gegensätzliche Ansichten hatten, ebenso wie zu Parteien wie die AfD. Aber wir kamen beide damit klar und waren trotzdem freundschaftlich verbunden.

Um die Wartezeit zu überbrücken und weil sie Hunger hatte, kehrten wir noch kurz bei McDonald's ein. Sie wollte mir auch was spendieren, doch ich lehnte dankend ab. Bewaffnet mit einem Hamburger Royal TS und einem Cheeseburger in einer braunen Papiertüte gingen wir die Außentreppe zum S-Bahnsteig hoch. Ich blieb noch bei ihr, bis sie in die Bahn stieg. Dann ging ich wieder nach unten zum Taxistand, um ebenfalls nach Hause zu fahren. Mein Taxifahrer war sehr freundlich und höflich zu mir, trotz seines offensichtlichen Migrationshintergrundes.😉


weiter mit 49. Besuch im Burgtorclub (4. Oktober 2025)


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