Mina allein über Ostern (März/April 2024)
Meine Frau und meine Tochter machten über die Osterfeiertage mal wieder eine Woche Kurzurlaub in der Türkei. Früher diente das unter anderem dem Zweck, dass Mina mal ein paar Tage für sich hatte und sich frei und ungehemmt bewegen konnte. Nach dem Coming-out vor meiner Tochter im letzten Jahr war das zwar nicht mehr notwendig, aber Tradition ist Tradition.😉
Gründonnerstag, 28. März 2024
Am Donnerstag mussten wir früh aufstehen, damit wir um 7 Uhr zum Flughafen Düsseldorf fahren konnten. Nachdem ich meine Familie dort abgeliefert habe, ging ich erst einmal ein paar Lebensmittelvorräte für die nächsten Tage einkaufen. Anschließend habe ich noch ein paar Regalbretter fürs Badezimmer zurechtgeschnitten und montiert. Das hatte ich schon seit ein paar Tagen vor mir hergeschoben und wollte es endlich erledigt habe. Außerdem würde ich selbst davon profitieren, denn die Regale waren unter anderem für mein Make-Up und andere Dinge gedacht, die eine Dame im Bad benötigt.
Die Arbeit zog sich bis in den späten Nachmittag, denn zum einen war der L-förmige und maßgeschneiderte Zuschnitt nicht gerade trivial, und zum anderen kamen ein paar kurze Regenschauer dazwischen. Bei dem Dreck, den Kreis- und Stichsäge machen, wollte ich sie nicht im Haus benutzen. Am Ende war ich aber recht zufrieden mit dem Ergebnis, teilte es stolz per WhatsApp mit meiner Frau und verteilte im Laufe der nächsten Tage meine Utensilien auf der neuen Ablagefläche, die sich bereits als überaus praktisch erwies.
Nachdem das erledigt war, holte ich mir noch etwas zu Essen von meiner Stamm-Dönerbude um die Ecke, solange ich noch meine Männerklamotten trug. Doch kaum zu Hause angekommen, zog ich mich um und Minas langes Wochenende konnte endlich losgehen.
Da ich nach dem Essen ein wenig Fußpflege betreiben wollte, verzichtete ich auf eine Strumpfhose und zog stattdessen einen beigefarbenen langen warmen Woll-Rock und einen dazu passenden braunen Strickpullover an. Selbstredend trug ich drunter einen BH mit meinen Silikonbrusteinlagen und um nicht auf dumme Gedanken zu kommen, legte ich mir nach langer Zeit mal wieder einen Keuschheitskäfig an (Modell HolyTrainer V5 Standard)
Meine Pediküre bestand aus einem Fußbad mit anschließendem Waschen der Füße, gefolgt von einer 20-minütigen Fußmaske für eine weiche und geschmeidige Haut. Nach dem Feilen der Fußnägel lackierte ich sie in insgesamt vier Schichten bestehend aus Base-Coat, zwei Farbschichten und Top-Coat.
Für die Maniküre kam erneut die Nagelfeile zum Einsatz. Neun von zehn Nägeln sahen gut aus, nur der an meinem rechten Zeigerfinger nicht. Das war mein sogenannter Opferfinger und Teil meiner Strategie, mir endlich die lästige Angewohnheit des Nägelkauens abzugewöhnen, über die mich schon seit Jahren selbst ärgere.
Es begann vor über einem Jahr, als ich zum ersten Mal davon gehört hatte. Immer wenn ich den unwillkürlichen Drang verspürte, an den Nägeln zu kauen, habe ich versucht mich wenigstens dazu zu zwingen, das nur an einem Nagel zu machen. Ich fast ein ganzes Jahr gebraucht, um mein Verhalten dahingehend zu ändern, ohne immer wieder rückfällig zu werden. Doch es gelang mir schließlich und seitdem erholen sich meiner anderen Fingernägel und sind mittlerweile schön lang gewachsen. Ich pflege und feile sie regelmäßig, damit sie schön bleiben. Denn ich habe mich mit der Zeit selbst darauf konditioniert, die schönen Nägel zu verschonen und meine selbstzerstörerischen Attacken auf meinen Opferfinger zu konzentrieren.
Das lief bisher ganz gut und nun war es an der Zeit für Phase zwei meiner Strategie. Mit dem semiprofessionellen Nagelstudio-Set meiner Frau konstruierte ich mir aus UV-Gel und feinen Glasfasermatten selbst einen künstlichen Fingernagel auf meinem Opferfinger. Es war eine fummelige Arbeit und erforderte viele Arbeitsschritte, doch das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Nun war auch der Fingernagel meines Opferfingers zu schön, um noch angeknabbert zu werden, soweit zumindest die Theorie.
Um das zu unterstützen fehlte natürlich noch etwas Farbe. Wenn ich mir sonst die Fingernägel lackiere, ruiniere ich mir oft selbst den Lack, weil ich es nicht lassen kann während der Trocknungszeit irgendwas mit den Händen zu tun. Deshalb schaute ich mir diesmal dabei einen Film an, den ich alle 10 bis 15 Minuten unterbrach, um eine neue Lackschicht aufzutragen. Die Methode erwies sich als recht effektiv und am Ende hatte ich zehn perfekt gestylte Fingernägel im gleichen dunklen Rotton wie meine zehn ebenso perfekt gestylten Fußnägel.
Später am Abend kümmerte ich mich noch ein wenig um Social Media. In einem Forum für Crossdresser hatte ich vor zwei Tagen einen Beitrag über den Burgtorclub geschrieben und ein wenig Werbung dafür gemacht. Eine Rabea ist darauf eingegangen und wir haben uns spontan für Karsamstag dort verabredet. Sie hatte zum dem Zeitpunkt noch kein Profilbild eingestellt. Somit hatte ich meine erstes echtes Blind Date.🫠
Karfreitag, 29. März 2024
Weil es gestern etwas später wurde, habe ich erst einmal lange ausgeschlafen. Nach dem Aufstehen tauschte ich mein schwarze Negligé, das ich über Nacht getragen hatte, gegen ein langes Baumwollkleid mit langen Ärmeln und ging in Küche um zu frühstücken. Dabei bekam ich einen Anruf von Pavlos. Er lud mich zu einem Besuch am Abend bei sich nach Hause ein und ich spontan sagte zu.
Um meine Nägel hatte ich mich ja bereits gestern gekümmert, daher konnte ich mich heute ganz entspannt auf die Entfernung meiner Körperbehaarung konzentrieren. Es blieb sogar genug Zeit für die eine oder andere Zigarettenpause.
Da heute kein Clubbesuch geplant war, wählte ich mit einer dunkelblauen Damenjeans und einem lila Strickpulli mit einigen Glitzerpailletten weniger auffällige Kleidung. Unter der Hose trug ich eine zum Pullover farblich passende Strumpfhose. Meine schwarzen Keilstiefelletten und meine Lederjacke vervollständigten mein Outfit. Nachdem ich meine Frisur in Form gebracht hatte und geschminkt war, packte ich meine Handtasche und fuhr los.
Um kurz vor halb sieben war ich bei Pavlos. Er hatte gerade seinen Freund Philip zu Besuch und die beiden spielten ein paar Runden Mau-Mau. Wir unterhielten uns nett während sie ihre letzte Runde noch zu Ende spielten. Irgendwann fragte jemand, was wir als nächstes machen wollten. Philip wollte am liebsten weiter Karten spielen. Ich meinte, ich wolle auf jeden Fall später noch etwas essen. Da schlug Pavlos vor, doch jetzt eben essen zu gehen und später wieder zu kommen. Doch Philip wollte nicht und meinte, er würde dann nach Hause fahren.
Ich hatte ein schlechtes Gewissen deswegen, aber beide meinten, das wäre schon in Ordnung. Wir brachten Philip noch mit dem Auto zur nächsten S-Bahn-Station und fuhren dann weiter zum Akropolis-Grill von Jannis & Tanja. Pavlos kennt die Besitzer gut und wir blieben über eine Stunde bei gutem Essen.
Anschließend schlug Pavlos vor, noch in gentleM zu fahren. Das war zwar ein großer Umweg, aber ich hatte ja nichts besseres zu tun. Außerdem war ich noch nie dort und wollte den Laden mal kennen lernen, nachdem sich Ulla oft genug darüber beschwert hatte. Es war auch ganz nett dort, aber ein wenig steril. Es fehlte der gemütliche Charme des Burgtorclubs.
Dafür war das Publikum nicht weniger bunt. Außer mir war dort mindestens noch ein weiteres Mädel, von dem wir annahmen, dass sie trans ist. irgendwie niedlich war das Puppy-Treffen: Drei Personen mit Hundekopfmasken aus Leder saßen mit Halsband an einem Tisch und dazwischen ihre jeweiligen Herrchen und Frauchen.
Nach knapp zwei Stunden brachte ich Pavlos nach Hause und fuhr dann selbst heim. Es war kurz nach elf als ich zu Hause ankam. Ich schaute mir noch gemütlich einen Film an und streichelte meiner Katze dabei den Bauch. Zum Schlafen zog ich wieder mein Negligé an.
Karsamstag, 30. März 2024
Dieser Tag ist hier beschrieben: 15. Besuch im Burgtorclub
Ostersonntag, 31. März 2024
Ich war nach der langen Partynacht erst um 09:45 Uhr zu Hause. Nach dem Abschminken und Zähneputzen bin ich gleich ins Bett gegangen und habe fast den ganzen Tag verschlafen.🥱🛌💤
Erst gegen 19 Uhr konnte ich mich dazu aufraffen, endlich aufzustehen. Ich habe mir dann wieder meinen lila Longpullover und die schwarze Glitzerleggings von gestern angezogen und mir dann erst einmal einen Kaffee gegönnt sowie eine Kleinigkeit gegessen.
Dann hab ich ein wenig mit Mary gechattet. Im Gegensatz zu mir konnte sie nicht schlafen und hat stattdessen bereits Ihre Bilder von gestern bzw. heute morgen online gestellt.
Ansonsten habe ich geduscht, mir etwas zu Essen gemacht, einen Film geschaut und den einen oder anderen Joint geraucht. Und das war's auch schon für heute im Großen und Ganzen. Kurz vor dem Zubettgehen habe ich noch mein Hintertürchen mit ein paar Spielzeugen für Erwachsene verwöhnt, aber auf die Details möchte ich jetzt nicht weiter eingehen.🍩👈🥒💦😇
Ostermontag, 1. April 2024
Meine Morgenroutine war im Grunde nicht anders als gestern. Am frühen Nachmittag habe ich meine Fingernägel mit Nagellackentferner entfärbt, da ich heute eine Verabredung mit meinen Eltern hatte. Die wissen noch nichts von Mina und das kann auch gerne so bleiben. Daher habe ich meine schöne Damenbekleidung auch wieder gegen schnöde Männerklamotten eingetauscht.
Pünktlich um 15:45 holten sie mich zuhause ab und wir fuhren zusammen zu meiner Schwester und ihrer Familie. Dort gab's Kaffee und Kuchen, ein paar Bierchen und etwas zu Essen. Außerdem habe ich einmal mehr bestätigt bekommen, dass ich mich auch in Zukunft nicht vor meinen Eltern offenbaren möchte. Mein Vater hat einfach zu konservative Ansichten. Ihm sind meine langen Haar und meine beidseitig gepiercten Ohren schon zu viel. Und mit meiner Mutter kann ich sowieso schon seit Jahren kein vernünftiges Gespräch führen. Beim Abschied um kurz vor 23 Uhr ist mir meiner Schwester gegenüber ein diesbezüglicher Kommentar herausgerutscht, der noch Folgen haben sollte.
Zurück in der Sicherheit der eigenen vier Wänden habe ich mich als erstes direkt wieder umgezogen und meine Fingernägel neu lackiert. Wie schon am letzten Donnerstag habe ich mir dabei einen Film angesehen, damit die Farbe ungestört trocknen konnte.
Dienstag, 2. April 2024
Weil ich gestern wieder viel zu spät ins Bett gegangen bin, habe ich heute recht lange ausgeschlafen. Am frühen Nachmittag erhielt ich eine WhatsApp-Nachricht von meiner Schwester. Sie wollte wissen, was ich mit meiner Andeutung bei der Verabschiedung gestern meinte und lud mich ein, gemeinsam mit ihr und ihrem Mann zu Abend zu essen.
Ich überlegte kurz, nahm dann aber die Einladung an und gammelte so durch den Tag bis ich mich um 16:45 Uhr auf den Weg machte. Ich trug wieder meine Männersachen von gestern, aber jetzt strahlten meine langen meine Fingernägel in einem leuchtenden Pink.
Aufgrund eines schwerem Unfalls musste ich einen großen Umweg fahren und stand lange im Stau, weil alle Ausweichstrecken verstopft waren. Dadurch hatte sich der Weg von knapp 10 Minuten auf eine Stunde ausgedehnt.
Aber es hat sich gelohnt. Nachdem wir erst ein bisschen Smalltalk hatten, kam das eigentliche Thema zur Sprache. Bis dahin waren ihnen meine Fingernägel ohnehin schon aufgefallen, also redete ich nicht lange um den heißen Brei herum. Ich erzählte ihnen, dass ich mich als genderfluid identifiziere und seit Jahren eine Art Doppelleben führte, um meine weibliche Seite geheim zu halten. Ich sprach über die Gründe dafür und wann wie es anfing und auch darüber, dass ich nun immer mehr aus meinem Schneckenhaus herauskomme, weil es Mina darin allmählich zu eng wird. Ich redete über den Burgtorclub und die vielen netten Menschen, die ich dort kennenlernen durfte und was das mit mir gemacht hatte.
Sie nahmen es sehr gut auf und hatten keinerlei Vorbehalte. Sie waren nicht einmal sonderlich überrascht und meinten nur, ich wäre ja schon immer ein wenig anders gewesen. Aber jede andere Reaktion hätte mich auch sehr gewundert, denn sie waren schließlich selbst beide aktive und bekennende Swinger und somit auch ein wenig "anders". Da kann man doch wohl ein gewissen Maß an Toleranz erwarten.
Das war mein Coming-out vor meiner Schwester und meinem Schwager. Sie pflichteten mir bei, dass vor allem mein Vater das vermutlich nicht so einfach akzeptieren würde und seine Probleme damit hätte, wenn sein Sohn sich als auf einmal als Frau zu erkennen gibt. Meine Mutter war zwar toleranter und laut Aussage meiner Schwester früher selbst oft im Burgtorclub gewesen, aber auch das weckte in mir kein Verlangen, sie über Mina aufzuklären.
Danach war das Thema vorerst vom Tisch. Es gab nun keine Geheimnisse mehr zwischen uns. Das veranlasste auch meine Gastgeber, ein wenig aus dem Nähkästchen zu plaudern und sie verrieten mir ebenfalls ein paar sehr private Dinge. Alles in allem war es ein netter Abend ich war sogar recht lange dort. Ich wurde bekocht, umsorgt und verstanden. Ich habe ihnen von meinen Erlebnissen erzählt und ihnen Fotos von meinen Besuchen im Burgtorclub gezeigt.
Um 22 Uhr war ich schließlich wieder zu Hause und fühlte mich wie von einer Last befreit. Ich schlüpfte schnell in meine bequemen und hübscheren Klamotten und gönnte mir einen Joint. Dabei telefonierte ich mit Pavlos und verabredete mich mit ihm für morgen. Wir wollten gemeinsam im Westfield Centro Shoppen gehen.
Noch am selben Abend suchte ich mir etwas zum Anziehen heraus, damit das schon mal erledigt war. Es sollte feminin sein, aber nicht nuttig. Ich wollte es bequem, aber trotzdem schick. Eine Abendkleid wäre zu viel, doch eine schlichte Jeans war mir zu wenig. Es dauerte eine Weile, bis ich mich entscheiden konnte. Deshalb wollte ich damit ja auch nicht bis morgen warten.
Ich probierte verschiedene Sachen aus und erst als ich mit einer Auswahl zufrieden war, gönnte ich mir noch etwas mehr Entspannung und ließ den Abend langsam ausklingen. Mein morgiges Outfit bestand aus einem schmal geschnittenen dunkelblauen Jeansrock über einer halb-blickdichten hautfarbenen Feinstrumpfhose, einem langärmeligen weißen Top mit ungleichmäßiger Musterung in Schwarz und Magenta, meinen schwarzen Stiefelletten mit Blockabsatz und meiner schwarze Lederjacke.
Mittwoch, 3. April 2024
Für heute hatte ich mir extra den Wecker auf 10 Uhr gestellt, damit ich genug Zeit für alles hatte. Nach einem gemütlichen Frühstück und einer Tasse Kaffee habe ich um kurz nach 11 damit begonnen, mich fertig zu machen. Geduscht, rasiert, geschminkt und fertig angezogen fuhr ich um kurz nach 13 Uhr los, um Pavlos abzuholen. Er wartete bereits auf der Straße auf mich. Ich hielt an und lies ihn einsteigen.
Bevor es nach Oberhausen ging, fuhr ich noch kurz bei einem Geldautomaten vorbei, der auf dem Weg lag. Doch erst vor Ort fiel mir auf, dass ich mein Portemonnaie zu Hause vergessen hatte. Ich öffnete meine Smart-Home-Kamera-App und konnte es klar und deutlich auf dem Küchentisch liegen sehen. Also fuhr ich den ganzen Weg wieder zurück nach Hause um es zu holen. Bei der Gelegenheit gab ich Pavlos noch eine kurze Führung durch unser Haus. Aber dann konnte es endlich losgehen. Blöd war nur der heftige Verkehrsstau, in den wir gerieten. Und die Autobahn zu verlassen und sich einen besseren Weg zu suchen war eine dumme Idee, denn dadurch ging's auch nicht schneller. Wenigstens hat wir dadurch reichlich Zeit um uns zu unterhalten. Ich erzählte ihm unter anderem, dass seine neue Bekanntschaft aus Hamminkeln durchaus von Pavlos angetan war.
Um halb vier erreichten wir endlich unser Ziel. Obwohl es recht voll war, fanden wir schnell einen freien Parkplatz. Bevor wir die Mall betraten, rauchten wir vor dem Eingang noch eine Zigarette. Wie üblich beobachtete ich unauffällig die anderen Leute, ob sich mich beäugten, konnte aber keine Gaffer ausmachen. Und selbst wenn, dann wäre es mir vermutlich ziemlich egal gewesen, denn ich fühlte mich gut.
Die nächsten drei Stunden liefen wir einmal von einem Ende des Einkaufszentrums bis ans andere Ende und wieder zurück. Dabei besuchten wir wohl knapp zwei Dutzend Geschäfte, hauptsächlich für Mode, Schuhe und Schmuck. In den Modegeschäften teilten Pavlos und ich uns meistens auf: Er ging in die Herren- und ich in die Damenabteilung. Nur Doch Schuhe und Schmuck waren ausschließlich mein Revier. Den Umkehrpunkt am Ende der Mall nutzten wir auf Pavlos' Wunsch für eine kleine Raucherpause und auf meinen für einen kleinen Imbiss, denn hungrig soll man nicht einkaufen gehen.😋
Bei mister*lady kam er mit in den Umkleidebereich und wartete brav vor meiner Kabine, während ich dort eine Damenjeans anprobierte. Barfuß mit Feinstrumpfhose kam ich kurz heraus, um sie ihm vorzuführen und seine Zustimmung einzuholen. Er bot mir an, die Hose noch in einer anderen Größe zu suchen, doch ich lehnte ab, denn sie passte wie angegossen. Dann verschwand ich wieder in der Umkleidekabine. Für normale Hetero-Paare war es eine stinknormale Situation, die man tagtäglich überall in den Umkleidebereichen dieser Welt beobachten kann. Nur waren Pavlos und ich so ungefähr das Gegenteil von einem normalen Hetero-Paar.🤣
In den Schuhgeschäften hatte ich heute leider weniger Erfolg. Ich fand einfach nichts in meiner Größe, das mich interessiert hätte. Das war schade. Nicht nur wegen meines Schuhticks, sondern auch weil ich gerne gewusst hätte, ob mein schwuler Freund mir auch beim Anprobieren assistiert hätte. Das hätte mir gefallen...🦶👠🥰
Meine Beute des Tages bestand aus zwei Kleidern von TK-Maxx (beide heruntergesetzt auf 12,99€, da musste ich einfach zuschlagen), einige Ohrringe (vier Paar für 15 € von Lovisa) und ein paar bunte Socken von C&A. Die von Pavlos begutachtete Damenjeans habe ich ebenfalls mitgenommen.
Pavlos hat nach einem rosa T-Shirt mit V-Ausschnitt gesucht, wurde aber in seiner Preislage leider nicht fündig. Und weil die Überraschungsboxen im Haribo-Shop für heute bereits ausverkauft waren, hat er nur ein paar Tüten Lakritze mitgenommen.
Nach drei Stunden Shopping hatten wir schließlich genug und gingen zurück zum Parkplatz, aber nicht ohne vor dem Eingang der Mall noch eine obligatorische Raucherpause einzulegen. Ich will nicht sagen, dass Pavlos darauf bestand, aber er hatte eindeutig Schmacht.🚬
Die Fahrt nach Hause verlief störungsfrei und deutlich schneller als die Hinfahrt. Kurz vor dem Ziel bat mein Begleiter darum, am Rastplatz Kirchlinde eine Pause einzulegen. Er wollte eine Zigarette rauchen (ich verzichtete diesmal) und erklärte mir, dass dies ein beliebter Treffpunkt für Schwule sei. Und in der Tat standen dort auffallend viele Autos mit regionalen Kennzeichen aus der Umgebung, die eigentlich keinen Grund hatten, so nah an ihrem Heimatort eine Rast von der langen Fahrt einzulegen und vermutlich aus einem ganz anderen Grund hier waren. Im Internet fand ich später die entsprechende Bestätigung.
Pavlos fragte, ob es okay wäre, wenn er sich mal ein wenig umschauen würde und natürlich ließ ich ihn. Er hatte sogar einen Bekannten erspäht. Während ich im Auto saß und auf ihn wartete, musste ich unwillkürlich an meine Geschichte der M denken (die leider noch einige Zeit bis zur Fertigstellung braucht🤷♀️): Im dritten Kapitel "Job" des vierten Aktes geht es in einer Episode auch um einen Autobahnparkplatz, auf dem so einiges passiert...🤭
Nach einer etwa zwanzigminütigen Pause auf dem Rastplatz setzten wir uns Fahrt fort und ich lieferte Pavlos vor seiner Wohnung ab, bevor ich zu mir nach Hause fuhr. Er fragte zwar, ob ich noch mit zu ihm käme, doch ich lehnte ab. Ich wollte mich heute einfach nur noch entspannen. Rechtzeitig zur Tagesschau lag ich auf meiner Couch.
Im Anschluss checkte ich meine Nachrichten am Handy. Unter anderem war da eine Sprachnachricht von Jacqueline in der sie sagte, dass unsere gemeinsame Freundin Christel erpresst würde und im Hilfe bat. Sie gab mir Christels Handynummer, weil ich sie zur Zeit nicht per Messenger erreichen würde. Christel und ich telefonierten miteinander und sie erzählte mir von den Erpressungsversuchen: Sie hatte in einer Messenger-Gruppe eine "Sabrina Herrin" kennengelernt und ihr intime Fotos geschickt. Daraufhin forderte "Sabrina Herrin" Geld von ihr, sonst würde sie die Bilder veröffentlichen.
Ich habe mir ein paar Screenshots zukommen lassen und die Sache untersucht. Für mich war der Fall recht schnell klar: "Sabrina Herrin" war eindeutig ein Fake-Profil. Es war erst ein paar Tage alt und enthielt nur sehr wenig Inhalt. Die Screenshots zeigten, dass die Erpresser ihre Handys auf "Französisch" eingestellt hatten. In Kombination mit der etwas holprigen aber sehr unverschämten Ausdrucksweise, die vermutlich aus einem Übersetzungstool stammte, tippte ich zunächst auf eine Nordafrikanische Gruppe, vielleicht aus Tunesien. Im Internet habe ich diesen Artikel der Berliner Morgenpost gefunden, der haargenau auf Christels Fall zutraf und den Ursprung des Erpressungsversuch auf den Oman, die Elfenbeinküste und die Philippinen eingrenzte. Somit saßen Christels Verbrecher vermutlich an der Elfenbeinküste, denn dort spricht man Französisch. Nennt mich Sherlock Mina Holmes!🕵️♀️
Ich habe Christel von meinen Erkenntnissen berichtet und riet ihr dazu, jeglichen Kontakt mit den Erpressern zu unterbrechen. Außerdem sollte sie die Seite bei Facebook melden, damit sie gesperrt wird (das habe ich auch im Anschluss getan). Sie könnte auch zur Polizei gehen und Anzeige erstatten, das das würde vermutlich nicht viel bringen.
Ernsthafte Konsequenzen hatte sie vermutlich nicht zu befürchten. Die Erpresser könnten die Fotos zwar an Christels Facebook-Freunde schicken, doch die Liste war recht kurz und enthielt nur Personen, bei denen das nicht tragisch wäre (keine Familienmitglieder oder so). Sie drohten auch mit einer Veröffentlichung auf YouTube oder gar an Plakatwänden, doch YouTube würde solche Inhalte nicht zulassen und Plakatwände sind viel zu teuer in der Miete.
Christel war nach der Vorstellung meiner Analyseergebnisse ein Stück weit erleichtert. Ich klärte sie dann noch darüber auf, woran sie Fake-Profile erkennen kann, wie Betrüger typischerweise vorgehen und riet allgemein zu etwas mehr Vorsicht bei ihren liebestollen Aktivitäten im Internet. Nicht einmal 24 Stunden später war die Seite stillgelegt worden und Christel hat seitdem nie wieder von den Erpressern gehört.🦸♀️
Nach dieser aufregenden Geschichte könnte ich mir ein wenig Entspannung bei einem Joint und machte mir dann etwas zu Essen, denn ich hatte Kohldampf. Danach war Aufräumen angesagt, denn morgen kam meine Familie aus dem Urlaub zurück. Und ich schlief noch eine letzte Nacht mit meinen Silikonbrüsten unter meinem zarten Negligé.
Fazit
Wie so oft verging die Zeit viel zu schnell. Mir war zu keinem Zeitpunkt langweilig und ich habe nicht mal alles geschafft, was ich gerne gemacht hätte. Aber dafür habe ich mich erstmalig bei meinen Alleingängen als Mina aktiv mit Leuten getroffen und war nicht immer nur alleine. Es ist toll, wenn man Freund*innen hat, die einen so akzeptieren.
Am nervigsten war mal wieder das Rasieren. Nicht nur, weil es lästig ist, sondern vor allem, weil es meiner Haut nicht sonderlich gut bekommt. Ich habe ernsthaft über eine Ganzkörper-Laserbehandlung nachgedacht, aber für die erforderlichen 8 bis 10 Sitzungen zahlt man locker mehrere tausend Euro.
weiter mit Mittelalterlich Gaudium Waltrop (Juni 2024)