Dritter Besuch im Burgtorclub
22. Oktober 2023
Ich bin gar nicht so sicher, ob dieser Bericht überhaupt hierhin gehört, denn Mina kommt darin gar nicht vor. Aber der Reihe nach.
An diesem Tag gab mein Arbeitgeber eine kleine Betriebsfeier, um das 125jährige Bestehen des Unternehmens zu feiern. Gut, ganz so klein war die Feier dann doch nicht. Mit etwa zehntausend geladenen Gästen, einer Eröffnungsrede durch den Bundeskanzler und einem Privatkonzert von Robbie Williams in der Essener Grugahalle war das ohne zu übertreiben die Party des Jahrhunderts.🤩
Als ich nach der Mega-Party um Viertel vor vier Uhr morgens in Dortmund ankam, war ich von der Erfahrung noch so geflasht und gut drauf, dass ich noch nicht gleich nach Hause wollte. Stattdessen begab ich mich zum dritten Mal in den Burgtorclub, allerdings erstmalig nicht als Mina, sondern als Mann. Wer meine Berichte hier kennt, weiß dass ich immer ein gewisses Unbehagen gepaart mit Aufregung verspüre, wenn ich mich als Mina in die Öffentlichkeit wage. Ironischerweise war es jetzt genau umgekehrt, wenn auch in stark abgeschwächter Form. Denn ich dort war ich schließlich bisher nur als Mina bekannt und würde nun zum ersten Mal mein primäres Ich zeigen.
Der Barkeeper, der von allen "Ulla" genannt wird, erkannte mich gleich und begrüßte mich freundlich. Ich setzte mich an die Bar und bestellte ein Bier. Der Typ rechts von mir schaute mich an und ich prostete ihm zu. Wir kamen ins Plaudern. Er kam aus Süddeutschland und besuchte hier den Schlagerbooom 2023 in der Dortmunder Westfalenhalle mit Florian Silbereisen. Seine Freunde waren schon im Hotel, aber er wollte genauso wenig ins Bett wie ich.
Als ich ihm erzählte, dass ich auch gerade von einer großartigen Party käme, fragte er: "Florian Silbereisen?". Ich musste unwillkürlichen schmunzeln und zeigte ihm ein Selfie von mir mit Robbie Williams. Ich glaube, damit hatte ich ihn ein wenig verärgert, denn kurz darauf wandte er sich ohne ein weiteres Wort von mir ab und kam mit einem anderen Gast ins Gespräch.
Es machte mir nicht sonderlich viel aus, den es lief gerade Knockin' On Heaven's Door von Guns'n'Roses und ich hatte Lust zu tanzen. Als der Song vorbei war verließ ich die Tanzfläche und bestellte mir noch ein Bier.
Mein vorheriger Gesprächspartner hatte mich im Stich gelassen. Das gab mir die Gelegenheit, ein andere Unterhaltung zu suchen, denn auch ich hatte bereits beim Betreten des Lokals eine Person erspäht, die ich gerne kennen lernen wollte. Sie war mir schon bei meinen ersten beiden Besuchen hier aufgefallen und offenbar ein Stammgast. Sie war jedoch gerade in ein anderes Gespräch vertieft und ich wollte nicht stören. Also schlenderte ich gemütlich in ihre Richtung und wartete auf eine passende Gelegenheit, sie anzusprechen.
Anfänglich war sie noch ein wenig abweisend zu mir weil sie dachte, ich wolle eine plumpe Anmache versuchen. Es brauchte eine Weile, bis ich sie vom Gegenteil überzeugen konnte, denn sie war schon recht betrunken. Marys Fotos von letzter Woche waren dabei sehr hilfreich, da ich wusste, das die beiden miteinander bekannt waren. Endlich glaubte sie mir, dass ich nur an einem netten Gespräch unter Gleichgesinnten interessiert war und wurde danach deutlich gesprächiger. Sie nennt sich "Lady Jane" und wir haben uns eine ganze Weile übers Enthaaren, Schminken und andere Crossdressing-Themen unterhalten. Das war nicht immer ganz einfach, denn Jane hatte an dem Abend bereits reichlich getrunken und ihre Aussprache war ein wenig undeutlich.😉
Irgendwann verschwand sie in dem Bereich mit dem Schild "Nur für Personal" und kam lange nicht mehr heraus. Als ich mich offen darüber wunderte, wie viele Leute hier anscheinend zum Personal gehören, stimmte mir selbst der nette Barkeeper Ulla lachend zu.
Darüber kam ich mit Lilith ins Gespräch, die direkt links neben mir an der Bar saß. Sie hatte eine starken Berliner Dialekt, kommt aber aus Brandenburg nahe der polnischen Grenze. Sie erzählte, dass sie es dort als junge Transfrau, die Hormone nimmt, nicht leicht hat. Sie wohnte zur Zeit vorrübergehend bei ihrer Freundin in Dortmund (wenn ich mich nicht irre, ist ihre Freundin eine der Bardamen), überlegte aber dauerhaft umzuziehen. Ich hatte sofort Verständnis für ihre Probleme.
Wir quatschten noch bis kurz nach fünf. Dann bat man uns freundlich aber bestimmt, doch jetzt bitte endlich zu gehen, was ich dann auch gemacht habe. Von Jane konnte ich mich nicht mehr verabschieden, denn sie ist die ganze Zeit nicht wieder aufgetaucht. Vielleicht hat sie doch was gegen mich.
Wenn ich nächstes Mal dort bin, dann bestimmt wieder als Mina. Das macht einfach mehr Spaß. Aber es war eine erfrischende Erfahrung, in beiden Erscheinungsformen gleichermaßen akzeptiert zu werden.
weiter mit Vierter Besuch im Burgtorclub (Halloween 2023)