Mina K.
Zwischen zwei Welten

Sechzehnter Besuch im Burgtorclub

20. April 2024

Drei ganze Wochen waren seit meinem letzten Besuch vergangen und so zog es mich unweigerlich wieder in meine Lieblingsbar, diesmal wieder gemeinsam mit meiner Frau. Unsere Freunde waren zwar alle auf die eine oder andere Art verhindert, doch das konnte uns nicht davon abhalten.

Für heute wählte ich einen eierschalenfarbenen Wickelrock aus Leder, einen schwarzen Pullover mit einem großen Herz aus Pailletten vorne drauf, meine schwarze Thermostrumpfhose und wadenhohe schwarze Stiefel mit schmalen Blockabsatz. Weil mein Outfit relativ farblos war, lackierte ich meine Fingernägel in Feuerwehrrot.

Um kurz nach elf erreichten wir uns Ziel und parkten wieder auf dem Schotterplatz hinter dem Gebäude, der um diese Zeit kostenlos benutzbar war. Wir stiegen aus, warfen uns unsere Handtaschen über die Schulter und liefen die paar Meter zum Burgtorclub. Wenn ich daran zurückdenke, wie nervös ich bei meinem ersten Besuch vor gut einem halben Jahr war, kann ich heute nur noch den Kopf darüber schütteln. Denn jetzt war von Nervosität oder Unsicherheit keine Spur mehr und ich verspürte nichts als Vorfreude.🤩

Nachdem wir die Pforte in die bunte Welt des Clubs durchschritten haben, wurden wir wie üblich direkt von Ulla mit Küsschen begrüßt. Sie trug heute mal nicht eines ihrer bunten T-Shirts wie so oft, sondern einen Lederharnisch unter einem halboffenen karierten Hemd, aus dem ihre üppige Brustbehaarung herausquoll, eine Ledermütze und ein Halsband mit einer kurzen Kette daran. Ich sagte ihr, sie sähe ja heute richtig schick aus.

Wir wollten uns schon links an die Bar begeben, da meinte Ulla, ganz rechts wäre auch noch was frei. Dazu muss man wissen, dass sich im rechten Barbereich hauptsächlich Stammgäste und Freunde sowie Angehörige des Personals aufhielten. Mittlerweile gehörten wir wohl auch zu diesem elitären Kreis. Außerdem war dort Ullas Servicebereich und so hatten wir im Laufe des Abends immer wieder mal die Gelegenheit für ein kurzes Pläuschchen mit ihr, wovon sie auch reichlich Gebrauch machte.

So bekamen wir auch die üblichen, manchmal obszönen, aber immer liebenswürdigen Frotzeleien zwischen Ulla und Mia, die wieder hinter der Bar stand, mit. Heute ging es hauptsächlich um Ullas Outfit, das Mia für völlig unangemessen für eine Tunte in Ullas Alter hielt, und Mias fiese Kommentare, die sie gerne reihum verteilte. Aber zu uns war sie eigentlich immer nett. Wir kennen uns vermutlich noch nicht lange und gut genug.😜

Lilith und Lisa betraten etwa eine halbe Stunde nach uns den Club und stellten sich ebenfalls an die rechte Seite der Bar. Lilith war sehr aufgeregt, denn am nächsten Dienstag war ihre geschlechtsangleichende OP an und sie mussten heute Abend noch nach Hamburg fahren. Deshalb hatte heute keine von beiden Thekendienst. Lilith nutzte Zeit für ein paar Knobelrunden mit Peter und Ullas Lebensgefährten, der ein ähnliches Hemd wie Ulla trug, aber ohne Leder. Er saß rechts von meiner Frau auf einem Barhocker. Meine Frau wandte sich von mir ab und befragte ihn nach den Spielregeln.

Ein ziemlich betrunkener Mann nutzte die Gelegenheit, um mich anzuquatschen. Er hatte michschon seit einer Weile beäugt hatte und meine Frau hatte mich bereits vorgewarnt, denn vor einigen Wochen hatte er sein Glück bei ihr versucht. Aber ich war ja ein nettes Mädchen und ließ mich auf eine Gespräch ein. Doch das war gar nicht so einfach, denn er lallte in einer Tour und war kaum zu verstehen. Er legte die Hand um meine Taille und erzählte etwas von einem Herzinfarkt, den er vor einiger Zeit hatte. Aber viel mehr als das konnte ich nicht verstehen, so undeutlich war seine Aussprache. Ich versuchte angemessen und freundlich zu reagieren und hielt meine Antworten recht allgemein. Zum Glück blieb er nicht lange und ging bald nach Hause.

Ein junger Mann in Begleitung zweier Frauen stellte sich neben mir an die Bar und bestellte drei Tequila. Weil er ebenfalls schon recht angetrunken war, kassierte Mia ihn direkt in bar ab. Dafür musste er sich bei einer seiner Begleiterinnen Geld leihen. Er verwickelte mich in ein Gespräch und erzählte, er wäre mit seiner Ex-Freundin hier. Es entbrannte eine Diskussion zwischen den dreien: Er wollte sich mit mir unterhalten aber die beiden wollten gehen und meinten, sie warten draußen auf ihn. Und Tequila wollten sie scheinbar auch nicht, so dass er kurzerhand die zwei überzähligen Shotgläser meiner Frau und mir vermachte. Wir bedankten uns und stießen an, natürlich inklusive Salz und Zitrone. Kurz danach verschwand er, ohne sich zu verabschieden. Vermutlich hatte er es einfach vergessen. Dafür spricht auch, dass er knapp 10 Minuten später mit seinen beiden Begleiterinnen wieder da war und seinen Rucksack suchte, den er neben meinem Barhocker auf dem Boden vergessen hatte.

Ich ging für eine Zigarette vor die Tür. Dort waren unter anderem ein junger Mann und eine hochgewachsene Transe, die beide ich vorher schon ganz links an der Bar erspäht hatte. Mir sind direkt ihre rot lackierten Fußnägel in ihren High-Heel-Sandaletten aufgefallen. Sie trug keine Strümpfe und ich fragte grinsend, ob sie keine kalte Füße hätte. Daraufhin führten wir drei eine kurze Unterhaltung. Sie kam aus Hamburg und er aus Wattenscheid. Auf ihrem Handy zeigte sie uns ein paar Fotos von sich als Mann.

Später traf ich die beiden auf der Tanzfläche wieder und wir wechselten erneut ein paar Worte. Allerdings kam ich nicht dazu, nach ihren Namen zu fragen, denn ich wurde bereits von einem anderen alten Bekannten angetanzt, der in der Vergangenheit schon mehrfach sein Interesse auf diese Weise an mir bekundet, aber mich noch nie angesprochen hatte. Er war harmlos. Ich lächelte ihn an und ließ ihn gewähren.

Bei einer späteren Tanzrunde wurde ein alter Song von Amanda Lear ("Follow Me")gespielt. Alle verließen fluchtartig die Tanzfläche, doch ich blieb. Damit erregte ich die Aufmerksamkeit eines älteren Gastes, der sonst die ganze Zeit nur mit seinen Bekannten an einem Tisch saß und mir nun spontan beim Tanzen Gesellschaft leistete. Ungeachtet seiner Körperfülle bewegte er sich überraschend leichtfüßig.

Bardame Anja meinte irgendwann, für meine Frau müsse der Abend doch recht entspannend sein, weil die vorwiegend schwulen Kerle hauptsächlich mich anmachten. Damit hatte sie nicht ganz unrecht und meine Frau konnte das nur bestätigten.

Als Lilith und Lisa den Club verließen, um sich auf den Weg nach Hamburg zu machen, verabschiedeten meine Frau und ich uns von den beiden und wünschten Lilith alles Gute für ihre Operation.

Bei meiner zweiten Raucherpause begleitete mich meine Frau nach draußen vor die Tür. Diesmal griff ich nicht zu meinen langen Slim-Zigaretten, gemeinhin auch als "Nuttenstängel" bekannt, sondern zu einem Joint dabei, den ich zu Hause gerollt und mitgebracht hatte. Die Transe aus Hamburg und der Typ aus Wattenscheid waren auch dort und er war ganz erstaunt darüber, dass ich so öffentlich einen Joint konsumierte. Ich lachte nur darüber und bot ihm an, es auch mal zu versuchen, doch er lehnte dankend ab.

Kurz darauf gingen die beiden wieder rein und nur meine Frau, Türsteher Ray und ich waren noch dort. Ein paar junge Frauen kamen den Bürgersteig entlang und blieben in einige Entfernung stehen. Eine kam auch mich zu und fragte: "Entschuldigen Sie, aber sind sie eine Frau?" Ich grinste und erwiderte: "Naja, fast." Sie sagte, ich sähe sehr gut aus und ich bedankte mich für das Kompliment. Wir wünschten uns noch gegenseitig einen schönen Abend und sie zog mit ihren Freundinnen weiter. Meine Frau meinte, eine ihrer Freundinnen hätte mit ihrem Handy aus der Entfernung ein Foto von mir gemacht, aber das störte mich nicht weiter.

Als ich meinen Joint aufgeraucht hatte, bot Ray uns ein paar Schokoeier an, die er wohl noch von Ostern übrig hatte. Meine Frau lehnte ab, doch ich nahm sein Angebot dankend an und stopfte mir sogleich eines in den Mund.

Viel mehr ist an sich nicht passiert. Es war im Vergleich zu den letzten paar Malen ein eher ruhiger Abend. Wir blieben auch nicht wie sonst bis um fünf, sondern machten uns bereits um drei Uhr auf den Heimweg. Als meine Frau die Rechnung bezahlte, gab die liebe Mia spontan noch eine Runde Shots für uns und einen für sich selbst aus.


weiter mit Siebzehnter Besuch im Burgtorclub (Tanz in den Mai 2024) 


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