29. Besuch im Burgtorclub
13. Dezember 2024
Heute war ein langer und ereignisreicher Tag für mich. Manuela Neuroth, die Gründerin des LGBT*IQ-Netzwerks bei meinem Arbeitgeber, ging in Rente. Dafür war eine kleine Veranstaltung am Standort Niederaußem geplant. Ich kannte sie sie zwar schon eine Weile und wir hatten uns bereits viel unterhalten, aber bisher nur online. Dies war womöglich eine der letzten Gelegenheiten, sie mal persönlich zu treffen. Vor dem offiziellen Teil war noch eine Besichtigung im Tagebau Garzweiler geplant.
Ich war dafür zwar nicht direkt als Mina unterwegs, trug aber dennoch einen magentafarbenen Damenpullover und eine Jeans mit Verzierungen aus Strasssteinen. Am Kragen meines Pullovers trug ich meinen Genderfluid-Pin.
Um rechtzeitig am vereinbarten Treffpunkt zu sein, musste ich früh aufstehen und war um viertel vor sieben aus dem Haus. Ich fuhr mit dem Zug zum Firmencampus nach Essen, wo ich auf meine Mitfahrgelegenheit traf. Mit dem Mietwagen kamen wir um kurz vor 10 am Info-Center des Tagebaus an. Dort stießen Manuela und Lothar, ein weiterer Kollege aus dem Netzwerk, nach kurzer Wartezeit zu uns, um uns auf der Tour zu begleiten. Als Mineralogin kannte sich Manuela gut aus und sie erzählte uns so viel über ihre Arbeit hier, dass unser eigentlicher Guide irgendwann kaum noch zu Wort kam.
Die Besichtigung dauerte so lange, dass wir das Mittagessen in der Kantine ausfallen lassen mussten und direkt zum offiziellen Termin in einen Besprechungsraum im Verwaltungsgebäude übergingen. Dort wurden ein paar Reden geschwungen, Geschenke übergeben und Hände geschüttelt, aber zum Abschied auch herzlich geknuddelt.
Danach fuhren wir zurück nach Essen. Für mich stand als nächster Programmpunkt die große Firmen-Weihnachtsfeier im Collosseum an und Tobias, unser Fahrer, setzte mich direkt dort ab. Er arbeitete in einem anderen Unternehmensbereich und deren Weihnachtsfeier war bereits am Tag davor.
Nach der Eingangskontrolle bin ich zunächst auf die Toilette gegangen, um mich umzuziehen. Denn auch wenn ich nicht direkt en femme unterwegs war, wäre ich nicht ich, wenn ich nicht ein spezielles Party-Outfit dabei hätte. Das Motto des Abends war TODO . Da meine Lieblingsfarben Pink und Glitzer waren, bestand mein Outfit aus einer pinkfarbene Damenjeans, einem schwarzen T-Shirt mit einem verstört dreinblickenden Teddybären aus Strasssteinen darauf, meinem schicken schwarz gemusterten Smoking-Jackett und schwarze Lackschuhe. Dazu trug ich weihnachtliche Ohrhänger, die ich später auf der Tanzfläche durch bunt leuchtende Mini-Diskokugeln mit Farbverlauf ersetzte. Im Vergleich zu meinen Partyoutfits in den Jahren davor, war dies sicherlich ein wenig extravaganter als sonst. Aber das war eben mein neues ich.🕺
Im Laufe der Feier unterhielt ich mich mit unzähligen Kollegen nicht nur über die Arbeit, sondern auch über mein Erscheinungsbild. Ich klärte jeden, der es wissen wollte, darüber auf, dass ich mich als genderfluid identifizierte und dies nun deutlich offener auslebe als zuvor. Das brachte durchweg positive und sogar einige sehr emotionale Reaktionen von langjährigen Kollegen hervor, von denen ich das nie erwartet hätte. Die Feier selbst war wie immer der Hammer. Wir hatten mit den Goodfellas eine der besten deutschen Livebands am Start, ein geiles Buffet und natürlich reichlich Alkohol. Ich hatte bestimmt fast zehn Lillet Wild Berry an diesem Abend und eine Menge Spaß.🎉
Um noch einen Zug nach Dortmund zu kriegen, musste ich die Party kurz vor Schluss verlassen. In Dortmund angekommen, war ich immer noch munter und in Feierstimmung und steuerte deshalb noch den Burgtorclub an. Es war nicht besonders viel los, aber Sascha, Marvin und Lilith saßen an der Theke. Ich begrüßte sie und setzte mich zu ihnen. Lisa und Mia hatten heute Bardienst.
Irgendwann unterhielten Sascha, Marvin und ich uns über die Ereignisse der letzten Woche. Marvin fragte, ob wir nach dem Burgtorclub noch im Don waren. Meine Erinnerung an den Abend war zwar ein wenig lückenhaft, doch daran konnte ich mich noch erinnern. Sascha klärte uns darüber auf, dass es Marvin war, der unbedingt dort hin wollte und Sascha und mich überredet hatte, mitzukommen. Im Don angekommen bestellte er sich ein Bier und verschwand irgendwann einfach, ohne zu bezahlen. Sascha und ich sind noch eine Weile geblieben und sind gegangen, nachdem wir — anständig wie wir sind — unsere Getränke bezahlt hatten.😲
Etwas später schlug Sascha vor, einen Joint im Keller zu rauchen. Lilith zögerte zunächst, kam dann aber doch mit um wenigstens ein- oder zweimal zu ziehen. Daraus wurden dann aber doch fünf oder sechs Züge. Sie setzte sich auf die Treppe und war zu bekifft um wieder aufzustehen. Sascha und ich boten unsere Hilfe an, doch Lilith wollte in Ruhe gelassen werden.
Um kurz vor vier Uhr kam Lisa herunter um uns mitzuteilen, dass sie gleich schließen. Sie redete kurz mit Lilith und diese erbat sich nur noch eine kurze Pause, dann würde sie aufstehen. Lisa ging wieder hoch, um die Bar zuzumachen. Eine Minute später erhob sich Lilith und wankte nach oben. Ich ging neben ihr und Sascha hinter ihr um sie nötigenfalls zu stützen. Oben angekommen bezahlten wir und verabschiedeten uns.
weiter mit 30. Besuch im Burgtorclub (14. Dezember 2024)