Mina K.
Zwischen zwei Welten

CSD "DUPride" Duisburg (27. Juli 2024)

Nur eine Woche nach Köln fand bereits der nächste CSD in erreichbarer Entfernung in Duisburg statt. Weil dort deutlich weniger Menschen zu erwarten waren als in Köln, war auch unsere kleine Hundedame wieder mit am Start. Recklinghausen hat ihr schließlich auch nichts ausgemacht. So konnte wenigstens auch meine Frau mitkommen. Mein Transsohn hatte schließlich auch seinen Freund dabei. Von den sonstigen üblichen Verdächtigen war heute niemand dabei.

Es versprach recht warm zu werden und mein Outfit war geradezu gewagt. Obenrum trug ich ein silbernes ärmelloses Top, untenrum eine schwarze Netzstrumpfhose mit silbernen Glitzerfäden und einen kurzen Tüllrock in Regenbogenfarben. Über die Strumpfhose zog ich noch ein schwarzes Shorty-Höschen mit Löchern an den Pobacken. Dazu zog ich meine schwarzen High-Heel-Keilsandaletten mit Glitzerapplikation an, nahm mir aber noch ein paar mit Strasssteinchen besetzte flachere Sandaletten mit.

Ich trug auffälliges Makeup und formte mir mithilfe meiner Frau ein Herz aus Glitzer in meinen Pride-Farben (genderfluid) auf meine Wange. Auch meine Zehen- und Fingernägel sowie meine herzförmigen Ohrringe leuchteten in diesen Farben. Und die CSD-typische Flagge um die Schultern durfte für den Demonstrationszug natürlich auch nicht fehlen.

Auf dem Weg nach Duisburg hielten wir noch bei einem Bäcker, um uns auf der Autofahrt ein wenig zu stärken. Die Blicke der Leute waren Gold wert. Meine Begleiter trugen deutlich unauffälliger Kleidung als ich, daher wurde hauptsächlich ich angestarrt. Anders als früher war mir das ganz und gar nicht mehr unangenehm. Ich badete förmlich in ihren Blicken und amüsierte mich darüber, was wohl in ihren Köpfen vorging.

In Duisburg steuerten wir das erstbeste Parkhaus in der Nähe des Rathauses an, wo die Demo starten sollte.  Wir erreichten den Platz vor dem Rathaus ein paar Minuten zu spät, aber immer noch rechtzeitig. Erst zehn Minuten später setzte sich der Zug in Bewegung. Wir reihten uns nach ein paar Bannerträgern mit unserem Hundewagen ein und spazierten begleitet von Musik durch die Duisburger Innenstadt. Ich führte unsere kleine Spitz-Dame an der Leine, die freudig erregt mitlief. Zusammen waren wir ein echter Blickfang.

Auf dem Platz vor dem Lehmbruck Museum gab es eine Zwischenkundgebung. Wir begaben uns auf die nahegelegen Wiese, um unserer Hündin etwas Wasser, ein paar Leckerli und etwas Auslauf zu geben. Dabei machte sie und wir ein paar Bekanntschaften mit anderen Menschen und einem anderen Hund.

Eine junge Frau — sie hieß Torda — sprach mich auf mein Outfit an. Es gefiel ihr und sie fragte, ob ich Lust hätte, nächste Woche bei einer "Modenschau der Diversität" mitzumachen, die vom Kreischfestival veranstaltet werden sollte. Ich war prinzipiell einverstanden und gab ihr meine Telefonnummer. Ich sagte ihre aber auch, dass ich nicht mit Sicherheit wüsste, ob ich es rechtzeitig schaffen würde, weil am selben Tag ja auch die RuhrPride stattfinden sollte. Sie meldete sich am nächsten Tag per WhatsApp, um mir ein paar Details zum geplanten Ablauf mitzuteilen.

Kurz nach dieser Episode marschierten wir weiter bis in die Fußgängerzone, wo ein kleines Stadtfest mit einer Bühne aufgebaut war. Dort wurde die Demonstration offiziell für beendet erklärt und die Menge verteilte sich auf dem Gelände, während verschiedene Redner und Künstler auf die Bühne kamen. Wir schlenderten die Info- und Verkaufsstände entlang und erbeuteten sogar ein paar Goodies. Ich kaufte mir ein offizielles DUPride-Armband.

Die Kinder hatten Hunger auf Nudeln und der nächste Italiener war das Palazzo hier gleich um die Ecke. Wir setzten uns auf die Außenterrasse, wo auch unser Hündchen einen gemütlichen Platz fand. Die Kids bestellten etwas zu essen. Meine Frau und ich begnügten uns jeweils mit einem Glas Wild Berry Lillet.

Frisch gestärkt gingen wir im Anschluss mehrere Stunden in den umliegenden Geschäften shoppen. Dabei sprangen für mich bei Bijou Brigitte ein Paar Ohrringe b und bei Esprit ein pinkfarbenes T-Shirt, sowie ein glänzenden Mini-Jeansrock samt passender Jacke heraus.

Unser Kind wollte danach zum Auto um sich umzuziehen. Sein Freund und meine Frau gingen mit. Ich  vertrieb mir inzwischen die Zeit auf dem Stadtfest. Bei einem Stand kaufte ich mir eine etwas kleinere Genderfluid-Flagge, denn meine eigene, die ich bei der Demo um die Schultern trug, war so groß, dass ich manchmal versehentlich drauftrat. Danach gönnte ich mir einen Cocktail ("Sex on the Beach") und hatte endlich Gelegenheit, den CSD und die Künstler auf der Bühne zu feiern und sogar ein wenig zu tanzen.🥳

Nach gut 20 Minuten kamen die anderen zurück und meine eine Frau besorgte für sich und die Kinder noch ein paar alkoholfreie Getränke. Am Bierwagen entdeckte ich einen der Künstler, der heute ganz spontan aufgetreten ist (er nannte sich Blondango). Ich ging kurz zu ihm rüber um ihm zum sagen, dass mir seine Show gefallen hatte. Dafür gab er mir seine Visitenkarte.

Aber meine Familie hatte keine große Lust auf das Showprogramm. Nachdem wir die Getränke geleert hatte, gingen wir noch kurz zu TK Maxx, wo ich auch den einen oder anderen netten Fummel abstauben konnte. Anschließend verließen wir das Fest und gingen zum Auto.

Jetzt machte sich auch bei meiner Frau und mir der Hunger bemerkbar. Ich suchte per Google Maps nach einem Restaurant mit guten Bewertungen in der Nähe und fand das Pang Pang Ya. Die Pekingente hat mir außerordentlich gut geschmeckt und das Personal ist auf jeden Fall sehr LGBTQ-freundlich.🦆🏳️‍🌈


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