Rocky Horror Show (30. Dezember 2024)
Letztes Jahr zu Weihnachten habe ich mir und meiner Familie Karten für Richard O’Brien’s Rocky Horror Show im Dortmunder Konzerthaus geschenkt. Wir hatten Plätze in der zweiten Reihe und heute war es so weit.
Wie es sich für den Besuch eines Kult-Musicals gehört, gingen wir alle in entsprechender Kostümierung. Meine Frau trug viel Glitzer sowie einen Zylinder und stellte die Protagonistin Columbia dar. Ich entschied mich für Magenta, hauptsächlich weil ich das passende schwarz-weiße French Maid-Kostüm bereits besaß. Dazu trug ich eine hautfarbene Thermostrumpfhose und darüber grobmaschige Netzstrümpfe mit Strapsen. Meine Frau legte mir noch die Haare ein, die sie am Tag davor rot gefärbt hatte. So verbrachte ich mindestens eine Stunde unter der Trockenhaube. Für mein Make-Up wählte ich dunkelroten Lippenstift und grünen Lidschatten mit Glitzer. Meine schwarzen Stiefelletten mit Blockabsatz komplettierten mein Outfit.
Unser Kind kannte zwar weder das Musical noch den Film, hatte aber ebenfalls Spaß an der Verkleidung und zog sich auch ein French Maid-Kostüm an, nachdem sie mich bei der Kostümprobe im Vorfeld sah. Ihres war allerdings rosa. Dazu trug sie eine rosa Perücke mit einem langen Zopf.
Wir parkten in der Tiefgarage am Burgwall und gingen von dort die paar Meter zum Konzerthaus. Schon auf diesem kurzen Weg zogen wir einige Blicke auf uns, obwohl wir alle noch uns warmen Mäntel anhatten. Im Konzerthaus gaben wir als erstes unsere Mäntel an der Garderobe ab. Jetzt waren wir allen Blicken ausgeliefert und kassierten von nun an noch deutlich mehr davon als auf unserem Weg von der Tiefgarage.
Wir gingen an die Bar und ich bestellte Sekt für mich und meine Frau
und ein Mineralwasser für unser Kind. Von der Barkeeperin bekam ich mein
erstes Kompliment des Abends für mein Outfit. Die meisten anderen Leute
schauten nur und lächelten. Einige wenige andere waren ebenfalls
teilweise in
Verkleidung dort, aber man konnte sie an einer Hand abzählen. Zumindest
einer war klar erkennbar als
Frank-N-Furter im
grünen OP-Kittel zu erkennen.
An der Treppe, die zum Konzertsaal führte, zeigten dabei unsere Eintrittskarten vor und gingen mit unseren Getränken in der Hand nach oben. Meine Frau nutzte die Gelegenheit, um noch schnell aufs Klo zu gehen während wir warteten auf den Einlass warteten.
Die Türen öffneten sich und wir gingen hinein. Unsere Plätze haben wir schnell gefunden und sie waren unglaublich nah vor Bühne. Von hier aus würden wir sogar die Falten in den Gesichtern der Schauspieler sehen können. Das Licht ging aus und die Vorstellung begann.
Die Performance war absolut großartig und das Publikum hat artig bei den Interaktionen mitgemacht. Das Stück wurde traditionell auf Englisch aufgeführt und gesungen. Nur der Sprecher Sky du Mont sprach deutsch und reagierte gut auf die ständigen "Boring!"- und andere Zwischenrufe aus dem Publikum.
Nach einer guten Dreiviertelstunde war Pause. Ich holte noch etwas zu trinken und meine Frau stellte sich erneut an die Schlange vor den Damenklos an. Während ich auf sie wartete, nickte ich einem hübschen jungen Mann zu, der rote Pumps an den Füßen, Rouge auf den Wangen und an den Ohren baumelnde Ohrhänger zu seiner ansonsten eher unauffälligen schwarzen Kleidung trug. Er war mir schon zuvor aufgefallen als klare Anspielung auf die Hauptfigur des Stücks, nur eben nicht im OP-Kittel sondern als Transvestit. Er lächelte zurück. Ich fragte mich, ob er auch Strapse unter seiner schwarzen Jeans trug.
Als meine Frau vom Klo kam, ging ich mit meinem Sekt auf den kleinen Raucherbalkon des Konzerthauses und zündete mir einen meiner Nutten-Stengel aus an, wie ich mein langen schlanken Vogues auch nenne. Es dauerte nicht lange, da gesellte sich der Frank-N-Furter im OP-Kittel zu mir und fragte nach Feuer. Ich reichte ihm mein Feuerzeug in pinkfarbenem Glitzerlook und wir plauderten eine Weile. Er erzählte, dass er die Show schon häufiger an anderen Spielorten gesehen hatte und dass vor ein paar Monaten in Essen die Stimmung deutlich besser gewesen wäre als hier.
Nach unserer Zigarettenpause wünschte ich ihm noch viel Spaß und ging wieder hinein zu meiner Familie, denn der zweite Teil der Vorstellung ging bald los. Unterwegs traf ich auf den süßen Jungen mit den roten Pumps, der neben dem Eingang zum Konzertsaal stand. Ich wünschte ihm viel Spaß und lächelte ihn an. Er bedankte sich und lächelte zurück. Ich erreichte meinen Platz rechtzeitig noch vor Ende der Pause.
Die Show ging weiter. Direkt zu Beginn der zweiten Hälfte trat Sky Du Mont erneut als Sprecher auf die Bühne und erzählte die Geschichte weiter. Vorlaut wie ich war, rief ich diesmal direkt als erste: "Boring!" Sky unterbrach seinen Redefluss und schaute mich direkt und streng über den Rand seiner Brille an, sagte aber sonst weiter nichts. Ich grinste ihn frech an und war ein wenig stolz darauf, ihn kurz abgelenkt zu haben, wie es bereits seit Jahrzehnten zur Tradition der Show gehört.
Nach dieser kurzen Unterbrechung setzte er seine Erzählung fort. In einem der nächsten Sätze erwähnte er zum wiederholten Mal den Protagonisten Dr. Scott. Als der Name fiel, reagierte ein großer Teil des Publikums angemessen darauf und intonierte ein lautes "Ugh" als Ausdruck des Entsetzen (oder als was auch immer 🤷♀️). Blöderweise verpasste ich jedoch meinen Einsatz. Sky bemerkte das, schaute mich erneut direkt an und rief mir nun "Boring!" zu bevor er weiter sprach. Der Schelm hat's mir meine Frechheit doch tatsächlich heimgezahlt.😳
Aber ich denke, es gibt Schlimmeres als vom legendären Sky du Mont — Santa Maria himself 🤠 — in Pfanne gehauen zu werden.🤣
Der Rest der Show war so großartig wie der erste Teil. Am Ende gab es noch lange Standing Ovations, als sich die Schauspieler verabschiedeten. Und zu guter Letzt spielte die Band noch einmal den Time Warp, bei dem diesmal zumindest alle die ich sehen konnte, mitgetanzt haben.
Doch alles hat irgendwann ein Ende und das Licht im Saal ging an. Wie alle anderen Leute auch, begaben wir uns nach draußen. Noch bevor wir die Treppe nach unten erreichten, fragte uns irgendwelche fremden Leute, ob sie ein Foto mit uns machen dürften. Wir stimmten natürlich zu. Ist doch lustig, wenn man Fans hat.🤩
Bevor
wir nach Hause fuhren, wollten wir noch ein Bild von uns vor der
Fototapete im Foyer machen. Glücklicherweise fanden sich ein paar andere
Leute, die das für uns erledigten. Wir erwiderten den Gefallen,
wünschten noch einen schönen Abend und holten unsere Mäntel von der
Garderobe.
Es war erst 22 Uhr und ich wollte noch nicht direkt nach Hause, sondern lieber noch was trinken oder einer Kleinigkeit essen. Wir haben uns alle so hübsch zurecht gemacht, es wäre doch eine Schande, das zu Hause auf der Couch vergeuden. Am liebsten wäre ich noch zum Burgtorclub gegangen, doch der hatte ja Montags nicht auf. Und außerdem durfte meine Tochter dort noch nicht mit rein. Wir hatten somit nicht besonders viele Alternativen, aber Wonder Waffel hatte noch auf.
Die Leute dort guckten etwas seltsam, als wir den Laden betraten. Meiner Frau und mir war nicht so nach Süßkram und so bestellte nur meine Tochter etwas. Eine knappe halbe Stunde später machten wir uns dann aber doch auf dem Weg zum Auto. Gegen 23 Uhr waren wir zu Hause, stoppten aber vorher noch kurz bei einem McDrive für ein paar Chicken McNuggets, denn meine Frau und ich hatten ja keine Waffel.
Ende (vorläufig 😉)